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VERANSTALTUNGEN

Samstag, 04.04.2020 | 19:30 Uhr | Hamburg
Ballett


© Foto: Kiran West
Hamlet
Ticket
Preis: 7€ - 119€
Werkinfo
nach Saxo Grammaticus und Willam Shakespeare

Simon Hewett Musikalische Leitung
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Orchester
Beschreibung
Über mehr als 20 Jahre hat John Neumeier sich immer wieder mit Shakespeares umfangreichstem Drama beschäftigt – angefangen von den fragmentarischen "Hamlet Connotation", die 1976 auf Anregung Mikhail Baryschnikows entstanden. Nach einer weiteren Fassung für Stuttgart berücksichtigte er in "Amleth", 1985 zur Eröffnung des renovierten Opernhauses in Kopenhagen konzipiert, Ereignisse aus der Danmarkskronike des Saxo Grammaticus: als "Vorgeschichte", die das Geschehen der Shakespeare'schen Tragödie auf der Ballettbühne sinnfällig macht. 1997 entstand "Hamlet" zur Musik von Michael Tippett für das Hamburg Ballett. Diese Synthese von John Neumeiers kreativer Auseinandersetzung mit dem "Hamlet"-Stoffkreis kehrt nun als Wiederaufnahme zurück ins Repertoire.

"Er denkt: Kann ich nicht nach Oxford zurückgehen?
Und macht das, was er glaubt tun zu müssen - was ihm,
wie er meint, der Vater auferlegt hat -, seinen Tod rächen.
Wenn es getan ist, hat er kein Interesse mehr,
an der Macht teilzuhaben, er legt sie in die Hände Fortinbras'
und geht in seine Welt zurück,
zu seinen Weg."

J.N.


Musik: Michael Tippett – 2. Sinfonie; Divertimento über "Sellingers Round", 1. und 2. Satz, Triplekonzert, 4. Sinfonie
Choreografie und Inszenierung: John Neumeier
Bühnenbild und Kostüme: Klaus Hellenstein

2 Stunden 45 Minuten | 2 Pausen
1. Teil: 50 Minuten, 2. Teil: 40 Minuten, 3. Teil: 35 Minuten

Uraufführung:
Königlich Dänisches Ballett, Kopenhagen, 2. November 1985 unter dem Titel "Amleth"
Neufassung:
Hamburg Ballett, Hamburg, 4. Mai 1997

Inhalt
HAMLET
Vergangenheit, Gegenwart - Zukunft

In Shakespeares "Hamlet" erscheint der Geist seinem Sohn und verlangt Rache für den an ihm begangenen Mord. In diesem Moment, wo das Verlangen nach Rache vom Vater auf den Sohn übertragen wird, offenbart sich der zentrale Konflikt des Stückes: das Dilemma eines jungen Mannes im Umgang mit der Verantwortung für die Vergangenheit.

Im Stück ist es, um das Drama zu verstehen, unbedingt notwendig zu wissen, was vorausgegangen ist. Shakespeares Text liefert diesen wichtigen Hintergrund. Das Ballett dagegen hat keine Form für Vergangenheit (es gibt keinen Schritt, der vermittelte: sein Vater wurde ermordet). Um Hamlets Konflikt zu choreografieren, muss ich die Vergangenheit für den Zuschauer sichtbar werden lassen. Situationen und Charaktere aus früheren Quellen halfen mir, ein visuell einleuchtendes, passendes Konzept zu entwickeln, um reine Text-Informationen in Tanz zu übersetzen. Ich habe bestimmte dramatische Konstellationen aus der "Danmarkskronike" des Saxo Grammaticus verwendet, jener mythisch-historischen Geschichte über den dänischen König Amleth, und auch Ideen aus späteren Versionen des Stoffes übernommen. Ich glaube, dass man viele verschiedene Quellen benutzen darf, wenn daraus ein ganz spezieller, persönlicher, neuer "Hamlet" geboren wird. Anders ausgedrückt, das Werk eines Künstlers, ob es vom Mythos, der Geschichte oder dem Meisterwerk eines anderen inspiriert ist, gewinnt seine eigentliche Substanz, sein individuelles Leben durch den spezifischen Blickwinkel des kreierenden Künstlers.

Verdis "Otello", zum Beispiel, ist ein Meisterwerk. Aber sein "Otello" ist nicht Shakespeares "Othello". Die Oper mag ihre Existenz der Lektüre des Komponisten verdanken, der das elisabethanische Stück gelesen hat, aber wir können sie genießen und schätzen, ohne von Shakespeares Mohr die leiseste Ahnung zu haben. Als Schöpfer eines Hamlet-Balletts für heute - und morgen - musste ich einen Teil von mir selbst in dem Quellenmaterial wiederfinden, dem von Shakespeare, Saxo Grammaticus und Oehlenschläger.
Bei der Entstehung des neuen "Hamlet" hat mich Michael Tippetts Musik sehr inspiriert. Auf seine Musik bin ich das erste Mal durch das Tripelkonzert neugierig geworden, das ich schon lange choreografieren wollte, ohne an ein bestimmtes Thema oder Motiv für das Ballett zu denken. Später wurde das Konzert ganz selbstverständlich ein Teil von "Hamlet". Wegen der großen Nähe des Werks zu Mythos, zu Geschichte und zu Shakespeare, suchte ich nach "Hamlet-Klängen", nach einer Musik, die den gleichen archaischen und doch menschlichen Charakter besitzt, einer musikalischen Welt, welche die Atmosphäre einer mythischen, vorchristlichen Zeit hervorrufen kann und über die tiefen, emotionalen Qualitäten eines Shakespeare-Dramas verfügt. Ich fand Tippett!

Vor Hamlet habe ich noch nie zu Michael Tippetts Musik choreografiert, eine mir noch unbekannte Klangwelt, in der ich mich behaupten musste. Sie rührte an bisher unberührte Bereiche, die in mir brach lagen, rief in mir neue Bewegungen wach und verführte mich zu einer wunderbar kreativen Reise durch diese mythische Welt der Klänge.

John Neumeier